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Innenstadtpläne: Zu wenig, zu spät…

Der Senat hat dem „Runden Tisch Innenstadt“ seine Pläne zu Mönckebergstraße und Steinstraße vorgestellt – und Zustimmung erfahren. Konkret geht es um die Zukunft der Mö und der parallel laufenden Steinstraße. Ob diese Pläne reichen, um die City für die Zukunft zu wappnen, bezweifele ich…

Foto: Stadtwerkstadt

Die Mönckebergstraße ist schon lange nicht mehr unter den Top Ten der meistfrequentierten deutschen Einkaufsstraßen. Sogar in Hannover werden zwei Shoppingmeilen besser angenommen als unsere Mö. Die Konkurrenz durch den Online-Handel ist ein großes Thema. Einst große Frequenzbringer wie ‚Karstadt Sport‘ und ‚Kaufhof Galeria‘ sind geschlossen und stehen wie Mahnmale leer in der Mö.

 

Neuer-U-Bahnausgang-Mö

Wir Grüne haben im Bürgerschaftswahlkampf ein Innenstadtkonzept vorgelegt. Die SPD mit dem Ersten Bürgermeister Tschentscher ist dann mit ihren Überlegungen gefolgt. In den Koalitionsverhandlungen mit der SPD konnte einiges von beiden Konzepten vereinbart werden. Streitpunkt blieb die busfreie Mö: Wir Grüne hatten vorgeschlagen, die 13-monatigen Sanierungsarbeiten an der U3 für eine Busverlagerung von der Mö in die Steinstraße zu nutzen und vor dem Hintergrund des wegfallenden Busverkehrs zeitgleich einen großräumigen Stadtentwicklungswettbewerb für den Straßenraum zu starten. Daraus wurde dann nur eine sechsmonatige Busverlagerung, ohne Wettbewerb. Unser Koalitionspartner hatte Sorge, dass eine komplette Busverlagerung weg von der Mönckeberg- und hin zur Steinstraße zu Überlastung führen könnte und nicht dauerhaft machbar sei.

Neue BID-Straßenbeleuchtung Mö

Manche Gebäudebesitzer und Geschäftsinhaber hatten Sorge, die neuen Busrouten, die mit einer Entfernung von nur 100m parallel zu den alten Haltestellen Stops haben, würden die Einkaufenden nicht mehr zu ihnen bringen. Und das trotz eines vor der Wahl vereinbarten Beschlusses des Trägerverbunds Innenstadt. Überdies sind die beiden U3-Haltstellen Mönckebergstraße und Rathaus inzwischen saniert und barrierefrei umgebaut.

Nun sollen also die Buslinien auf beiden Straßen fahren. Die Steinstraße soll aufgewertet werden und in Teilen nur für Busse, Taxen und Fahrräder (Kommunaltrasse) befahrbar sein.  Was ist meine Sorge?

Erstens: Die Umbauarbeiten zur Steinstraße sollen erst ab 2025 beginnen. Aus meiner Sicht ist das zu spät! Besser wäre ein Umbaustart schon 2024. Denn im Frühjahr 2024 eröffnet mit dem neuen Einkaufszentrum im Überseequartier ein potentieller Konkurrent für Ladengeschäfte in der City, doch die bleibt nach wie vor unverändert. Aus meiner Sicht ist das keine gute Nachricht für die Innenstadt. Der CDU-Opposition fällt zu dem Thema lediglich ein, dass es der Innenstadt schade, dass Autofahrer nun nicht mehr die ganze Steinstraße nutzen können. Und das, obwohl diese weiter die Parkgaragen erreichen und die Anlieger in der Altstadt sowieso fahren dürfen.

Zweitens: Die Mö bleibt durch den verbleibenden Busverkehr weitestgehend so bestehen wie jetzt. Die Innenstadt-Kaufleute hoffen offenbar, das mit neuen Geschäften in den leerstehenden Gebäuden alles wieder gut oder sogar besser wird. Übrigens, seit einem Jahr finanziert die Stadt eine Zwischennutzung für Kreative im Ex-Karstadt Sporthaus. Doch wird verkannt, dass sich Deutschlands Innenstädte und besonders auch Hamburgs City, in einem tiefen Strukturwandel befinden. Nur mit alten Rezepten wird dieser Wandel nicht zum Guten gelingen. Was die Mönckebergstraße braucht, ist mehr Gastronomie, mehr Kultur und andere spannenden Angebote, damit die Menschen wieder in die City strömen (auch gerne nach Ladenschluss). Und das nicht nur wegen der Einkäufe, sondern auch, um sich mit ihren Familien oder Freunden unterhalten zu lassen.

Der parteiübergreifend grundsätzlich begrüßenswerte Umbau des Burchardplatzes beinhaltete die Aufgabenstellung, keine Autoparkplätze zu bieten. Der Wettbewerbsgewinner hatte einen Platz mit ausschließlich gepflasterten Steinen vorgeschlagen. Diese Gestaltung stößt aber nicht nur auf positive Resonanz: Die Gastronomie in der Mohlenhofstraße und um den Platz hat die Sorge, dass ein gepflasterter Platz zu wenig Aufenthaltsqualität bietet und die fehlenden Parkmöglichkeiten potentielle Gäste abschrecken könnte.  Autos sollen zukünftig in der noch im Bau befindlichen Tiefgarage des Johann Kontors geparkt werden können.

Fakt ist, Hamburgs östliche Innenstadt ist maximal unvorbereitet zur Eröffnung des großen Überseequartiers, wo ab Frühjahr 2024 ein großes Angebot an Einzelhandel, Gastronomie und Unterhaltung auf die Menschen wartet. Die Vollendung und Aufhübschung des Jungfernstiegs wird wohl auch erst ab 2024 angegangen. Derweil schließt das zweite Haus von Karstadt Mö, bleibt das ehemalige C&A-Haus im Abriss und die „Perle“ verzeichnet großen Leerstand beim Einzelhandel.

Was ist Eure Meinung?

1 Kommentar Neues Kommentar hinzufügen

  1. Petra Schröder sagt:

    Du hast völlig Recht, Farid!
    In Bremerhaven ist die Bürgermeister-Smidt-Straße, die Hauptstraße schlechthin wo in meiner Kindheit in den 50er Jahren die Straßenbahn und Autos über das damals übliche Kopfsteinpflaster ratterten, eine Fußgängerzone bis zum Horizont, soweit das Auge reicht mit Geschäften, Gastronomie, Springbrunnen etc.
    Hamburg ist irgendwie aus der Zeit gefallen, denn in der Mö hat man als Fußgänger immer das Gefühl, beim Queren Bus, Taxe oder Fahrrad zu übersehen…
    Ja, auch ein schnelles Fahrrad ist für die Aufenthaltsqualität kein Pluspunkt (Fahrradboten fahren sehr zügig)

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